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03.10.17

Nikolai Sommer: Das erste Interview nach dem Skidrama

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Nikolai und Jürgen Sommer aus
Kirchanschöring wollen die Zukunft
gemeinsam schultern. (c) Siegi Huber

„Ich glaube das kennt jeder – wenn man einen Traum als real ansieht, man wieder aufwacht und dann kurz realisieren muss, dass man nicht mehr gehen kann.“ Bis zum 11. Mai dieses Jahres konnte Nikolai Sommer aus Kirchanschöring noch gehen – dann stürzte der talentierte Nachwuchsskiläufer beim Training so schwer, dass er seitdem querschnittsgelähmt ist.

Nach monatelangen Klinik-Aufenthalten, erst in Innsbruck und danach in Murnau, kam Nikolai letztes Wochenende wieder nach Hause. In einem beeindruckenden Exklusiv-Interview mit der Bayernwelle sprach Nikolai, gemeinsam mit seinem Vater Jürgen, über die ersten Erinnerungen nach seinem Unfall, die zahlreiche und tatkräftige Unterstützung von außen und wie es in der Zukunft für den 17-Jährigen weitergeht.

Der Sturz passierte in der Wellenbahn

An den Sturz erinnert sich Niko noch genau – er passierte in einer sogenannten Wellenbahn: „Mein Trainer hat gesagt ich soll mal vorfahren, dann bin ich aber zu schnell reingefahren. Dann hat’s mich bei der ersten Welle schon ein bisschen nach hinten gedrückt und dann bei der zweiten Welle war ich einfach zu schnell und dann hat es mich komplett nach hinten ausgehoben.“ Nikolai merkte sofort, dass etwas nicht stimmte: Er konnte nichts mehr bewegen, spürte kaum mehr etwas: „Bei meiner Wirbelsäule hinten habe ich einen Schmerz verspürt, also keinen starken – aber einen Schmerz. Ich habe gewusst, dass das bei einer Querschnittslähmung so ist. Dann hab‘ ich mir das schon gedacht.“

„Da bricht natürlich die Welt zusammen“

Nikolai erlitt eine schwere Quetschung, das einzig „Positive“: Nikolais Rückenmark wurde nicht komplett durchtrennt. Trotzdem war und ist die Diagnose „Querschnittslähmung“, besonders für Nikolais Familie, ein enormer Schock. „Am meisten hat uns eh der Niko geholfen“, so Papa Jürgen, „wie der gleich am Anfang mit der Situation umgegangen ist – da hat man gewusst es rentiert sich, es ist gut und das Leben muss weitergehen.“ Trotzdem gibt Jürgen Sommer zu: Da breche natürlich die Welt zusammen, das könne man nicht beschreiben und das wünsche man auch keinem – es sei einfach furchtbar.

Doch was in solch schweren Stunden hilft und Schmerzen lindert – Unterstützung von außen. Der Vorstand seines Vereins TSV Waging, Beppo Hofmann, rief sofort eine Spendenaktion ins Leben. Mittlerweile sind 130.000 Euro zusammen und Hofmann baut zusammen mit freiwilligen Helfern des TSV das Haus der Sommers „behindertengerecht“ um. Mono-Skifahrer Martin Braxenthaler unterstützt sie dabei logistisch.

„Die Hilfe ist gewaltig“

Doch nicht nur Braxenthaler hilft, wo er kann: Besonders freute Nikolai zum Beispiel, dass ihn unter anderem Skifahrer Felix Neureuther und Biathlet Andi Birnbacher im Krankenhaus besuchten. Auch Österreichs Skihelden Benni und Marlies Schild spendeten kräftig und Langläufer Tobi Angerer überlies einen Teil des Erlöses seines Benefiz-Golfturniers der Familie Sommer. Nikolais Vater, Jürgen Sommer, ist gerührt von so viel Unterstützung: „Die Hilfe ist gewaltig – irrsinnig wichtige Leute sind gekommen, die uns Unterstützung gegeben haben. Es hat sich sofort der DSV gemeldet – darauf konnte man immer zurückgreifen, wenn man eine Frage hatte. Sie haben uns immer gut zugesprochen.“

Nikolai ist dankbar für so viel Zuspruch. Vor allem seine Freundin und die Familie stehen hinter ihm. Nikolai denkt bereits an die Zukunft: er will den Führerschein machen, sein Abitur schaffen und dann einen Beruf ergreifen. „Oft träume ich, dass ich gehen kann - in letzter Zeit aber auch, dass ich im Rollstuhl sitze“, erzählt er. Vater Jürgen spricht jedoch von schlaflosen Nächten und dem Gefühl, wenn er Jugendliche im Alter seines Sohnes sieht, die gehen können. „Ich hoffe, dass irgendwann die Normalität zurückkommt“, wünscht er sich unter Tränen.

Das wünschen wir von der Bayernwelle den Sommers aus Kirchanschöring auch.

 

Hier gibts weitere Infos zur Spendenaktion, die seit Monaten läuft.

                                                    Siegi Huber, Bayernwelle-Redaktion



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