08.12.16
Skandal bei Chiemgauer Naturfleisch

nicht ordentlich betäuubt worden sein
Update 15:00 Uhr
Die Vorwürfe sind ungerechtfertigt – das ist die Stellungnahme des Veterinäramtes Traunstein zu dem vermeintlichen Skandal um den Trostberger Schlachthof. Am Nachmittag hat es eine Pressekonferenz gegeben.
Dabei hat der Leiter des Veterinäramtes, Dr. Jürgen Schmid, betont, dass alle Schweine bei der Tötung betäubt worden sind. Er hat zwar auch eingeräumt dass es in der Vergangenheit Probleme bei der Betäubung gegeben hat. Alle Tiere, bei denen diese Probleme aufgetreten sind, sind aber nachbetäubt worden, bevor es zur Schlachtung gekommen ist, so Schmid. Das Veterinäramt hat mit der Pressekonferenz auf Recherchen der Süddeutschen Zeitung und des Bayerischen Rundfunks reagiert. Demnach verstoßen zahlreiche Schlachthöfe in Bayern gegen Tierschutzrecht. Darunter auch der Trostberger Schlachthof. Konkret geht es um den Vorwurf, dass dort Schweine bei der Tötung zum Teil bei Bewusstsein gewesen sind. Das Veterinäramt will im Bereich Trostberg jetzt aber trotzdem sein Personal aufstocken.
Erstmeldung 06:00 Uhr
Nicht einmal die Hälfte aller gesetzlichen Auflagen hat der Schlachtbetrieb erfüllt. Im Visier sind 19 weitere bayerische Schlachthöfe. Jedes vierte Schwein stirbt qualvoll und nicht gemäß den gesetzlichen Vorschriften.
Das hat eine Studie zwischen 2014 und 2015 ergeben. Betroffen ist offenbar auch der Bio-Schlachtbetrieb Chiemgauer Naturfleisch in Trostberg. Das haben BR Recherche und die Süddeutsche Zeitung jetzt aufgedeckt.
Die Studie
Doktorandin Tanya Reymann hat sich 2014 bis 2015 zwanzig bayerische Schlachtbetriebe näher angeschaut. Das Ergebnis ist erschreckend gewesen. Auch das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit haben sich eingeschaltet. In der Studie sind die betroffenen Schlachtbetriebe anonym veröffentlicht worden. Das haben investigative Journalisten jetzt aufgedeckt. Und eben mit dabei: Trostberg, Vilsbiburg und Augsburg.
Schon seit Jahren heißt es immer wieder: gegen Auflagen wird massiv verstoßen. Im Mai hat es dann geheißen, dass alle Mängel beseitigt wären. Doch erneut sollen Schweine nicht ordnungsgemäß betäubt worden sein. Die Schweine werden mit CO2 oder einer Elektrozange betäubt. Wenn das nicht ordentlich passiert, erleben die Schweine den tödlichen Stich in die Halsschlagader bei vollem Bewusstsein. Fast jedem vierten Schwein in Bayern soll das passieren.
Wie die Politik reagiert
Bayerns Umweltministerin Ulrike Scharf hat schon eingeräumt, dass bei aktuellen Kontrollen wieder „gravierende Mängel“ festgestellt worden sind. Insgesamt hätte sich die Situation in Bayern in puncto Tierschutz und Gesetzeseinhaltung aber verbessert.