08.10.24
Schleuser-Prozessauftakt: Angeklagter gesteht

©Bundespolizei
Traunstein/Ampfing - vier Angehörige einer Schleuserorganisation werden heute vor dem Landgericht Traunstein angeklagt. Einem davon wird vorgeworfen bei einem Fluchtmanöver das Leben der Insassen riskiert zu haben.
Siebenfacher Mord – so lautet unter anderem die Anklage gegenüber vier mutmaßlichen Angehörigen einer Schleuserorganisation. Vor einem knappen Jahr ist ein damals 25-Jähriger vor der Bundespolizei Freilassing geflohen, um einer Kontrolle zu entgehen. Dabei war er mit knapp 200 km/h unterwegs, teils auch auf der A94. Bei dem Fluchtmanöver kam es zum Unfall. Beim Versuch auf der A94 bei Ampfing abzubiegen brach der Kleinbus mit 150 km/h durch die Leitplanke und überschlug sich mehrfach. Vor Ort bot sich den Rettungskräften ein dramatisches Chaos. Sieben Flüchtlinge kamen dabei ums Leben, mehr als doppelt so viele haben sich teils schwer verletzt. Ein 6-jähriges Kind aus der Türkei fiel aus dem Auto und starb noch vor Ort. Einer der Verletzten erlitt nach Angaben der Staatsanwaltschaft vom Juli einen bleibenden Hirnschaden, der ihm jegliche Form der Kommunikation und Fortbewegung unmöglich macht. Er sei nicht ansprechbar und werde intensivmedizinisch versorgt.
Heute begann der Mordprozess gegen den damaligen 25-jährigen Fahrer des Kleinbusses. Laut Passauer Neue Presse hat der Angeklagte zum Prozessauftakt die Vorwürfe weitgehend eingeräumt. Er habe nicht gewollt, dass jemand zu Schaden komme, geschweige denn getötet werde, ließ er über seinen Anwalt vor dem Landgericht Traunstein erklären. Die Schleuserfahrten räumt er ein. Es gibt neben der Fahrt mit tödlichem Ende drei weitere.
Der Anklage zufolge hat der Schleuser für die drei vorausgehenden Schleusungen rund 14.000 Euro kassiert und brachte dabei 46 Menschen nach Deutschland, ebenfalls unter lebensgefährlichen Bedingungen. Das "Gehalt" für die letzte Fahrt ist unklar.
Mit einem Urteil ist Anfang November zu rechnen. Zudem sind drei mutmaßlichen Scoutfahrer (zur Absicherung) wegen Einschleusens mit Todesfolge angeklagt. Gegen sie soll ab 23. Oktober in Traunstein verhandelt werden.