17.11.21
Leiter des Gesundheitsamtes über die Corona-Lage - „Lage war noch nie so ernst“

Landkreise/ Traunstein – „Noch nie war die Lage in den Kliniken so ernst, wie jetzt!“ Das ist die Aussage des Leiters des Traunsteiner Gesundheitsamtes. Die Inzidenzen in unserer Region sind überdurchschnittlich hoch, die Impfquote verhältnismäßig niedrig. Die Kliniken sind an ihrer Belastungsgrenze längst angekommen. Die BAYERNWELLE hat darüber mit dem Leiter des Gesundheitsamtes Traunstein , Dr. Wolfgang Krämer, gesprochen.
Auch er ist der Meinung, dass Impfen der einzige Weg aus der Pandemie ist. Das belegt er im Gespräch mit der BAYERNWELLE damit, wie unterschiedlich die Inzidenzen sind, wenn wir nur die Geimpften und nur die Nichtgeimpften anschauen. Die Inzidenz der Geimpften liegt bei 97, bei den Ungeimpften liegt sie bei 953 in ganz Bayern. Dies ist ein deutlicher Unterschied, der die Wirkung der Impfung belegt, so etwa Krämer.
Dass die Impfung keinen 100%igen Schutz bietet, das habe nie irgendjemand versprochen. Trotzdem, in den meisten Fällen schützt die Impfung vor allem vor einem schweren Verlauf. Die jungen Corona-Patienten, die derzeit in den Krankenhäusern behandelt werden müssen, seien überwiegend nicht geimpft.
Es geht um die Hospitalisierung und die Entlastung unserer Krankenhäuser
Auf die Frage, ob es am Ende nicht doch die Entscheidung jedes Einzelnen ist, sich impfen zu lassen, antwortet Krämer: „Wenn ich die Betroffenheit in den Kliniken anschaue, ist das keine allein persönliche Entscheidung für mich selbst. Sondern eine Entscheidung für meine Mitbürger.“ Weiter sagt er, dass das Maß aller Handlungen, die Hospitalisierung sei. Die begründet, warum Maßnahmen notwendig seien. „Ich will damit sagen, Impfung schützt nicht nur mich selbst, sondern auch meine Mitmenschen.
Impfwirkung lässt nach – Booster-Impfung notwendig
Dass jetzt gewisse Personenkreise eine Auffrischungsimpfung bekommen, macht viele unentschlossene Nichtgeimpfte skeptisch. Hält die Impfung am Ende doch nicht das was sie verspricht? Hierzu sagt Krämer klar, dass die Wirkung der Impfung nachlässt. Trotzdem sei die Impfung nicht sinnlos. Das belegt er mit einem Beispiel: „Haben wir in der Früh Kopfschmerzen, werfen wir uns eine Schmerztablette ein. Die Kopfschmerzen gehen weg. Haben wir am Abend dann wieder Kopfschmerzen, was ist dann die normale Reaktion? Schimpfen Sie dann auf die Tablette, dass sie nicht gewirkt hat oder schmeißen Sie eine weitere Tablette ein, die dann wieder ihre Wirkung entfaltet?“ Die Impfung sei also durchaus sinnvoll, für die Grundimmunisierung und schütze in den allermeisten Fällen vor einer Infizierung und vor allem vor einem schweren Verlauf, so etwa Krämer weiter. Nur die Wirkung lässt nach einiger Zeit nach, was bei allen anderen Impfungen übrigens auch der Fall sei.
Die STIKO empfiehlt deshalb die Booster-Impfung für alle über 60 Jahren, sowie Bewohner von Pflegeeinrichtungen und Pflegepersonal. Auch dem Personal von medizinischen Einrichtungen, Mitarbeitern des Rettungsdienstes und auch Feuerwehrlern zum Beispiel. Dr. Wolfgang Krämer geht davon aus, dass die Empfehlung früher oder später auf alle anderen Personen ausgeweitet wird.
Impfnachfrage steigt
Da die Krankenhausampel in der Region schon seit längerer Zeit auf „rot“ steht, gibt es entsprechende Maßnahmen, um das Gesundheitssystem nicht noch mehr zu belasten. In vielen Bereichen gilt die 2G-Regel. Menschen ohne Impfung oder Genesen-Nachweis, müssen also draußen bleiben. Vielleicht ist das der Grund, warum viele sich jetzt doch noch für eine Impfung entscheiden. Die Nachfrage steigt auf jeden Fall. Allein am Wochenende hat es im Landkreis Traunstein wohl rund 400-500 Impfungen pro Tag gegeben. Davon etwa 50% Erstimpfungen. Dr. Wolfgang Krämer vermutet allerdings, dass nicht nur die Einschränkungen der Grund für den Sinneswandel seien. „Auch, dass mittlerweile viele in ihrem direkten Umfeld einen positiven Fall haben oder hatten, bringt viele zum Nachdenken. Aber besser spät als nie.“ Denn impfen sei, so Krämer der einzige Weg aus der Pandemie.
Kinder nicht von schweren Verläufen betroffen
Auch die Zahl der infizierten Kinder und Jugendlichen steigt mittlerweile immer weiter an. Etwa 23 % der aktiven Erkrankungsfälle im Landkreis Traunstein seien unter 19-Jährige. Davon ist allerdings keiner in stationärer Behandlung.
Sollte Ihr Kind oder eine andere Person aus Ihrem Umfeld, positiv getestet worden sein, dann gibt es mittlerweile viele verschiedene Wege weiter vorzugehen. Denn das hängt immer davon ab, ob Sie selbst geimpft sind, wann sie Kontakt hatten und wann der positive Test der Kontaktperson war, bzw. die Symptome eingetreten sind. Deshalb hat das Landratsamt Traunstein eine „Was tun, wenn…-Grafik“ erstellt. Diese finden Sie HIER.
Außerdem finden Sie alle weiteren Infos zum Corona-Virus in der Region HIER.