18.04.23
Hundebesuch im Krankenhaus bringt Freude und schnellere Genesung

therapeutin und Hundepatin, Dr. Marianne
Gerusel-Bleck und
Trostberg – Hunde im Krankenhaus? Eigentlich nicht erlaubt. In der Kreisklinik in Trostberg könnten Ihnen aber trotzdem zwei Vierbeiner unterkommen: Carlo und Oskar. Die beiden sind Therapiehunde und kommen seit circa einem Monat regelmäßig zur Hundetherapie ins Krankenhaus.
Ihr Frauchen ist Betriebsärztin der Kliniken Südostbayern AG, Dr. Tanja Weidlich. Sie hat die Hunde schon seit einiger Zeit und sie jetzt zu Therapiehunden ausgebildet. Die Ausbildung dauert etwa ein Jahr und läuft zwar mit Unterstützung einer Hundeschule ab; den größten Teil hat Tanja Weidlich aber selbst mit den Hunden geübt. Hierbei geht es um Gehorsam: Die Hunde dürfen keine Aggressionen zeigen, nicht schreckhaft sein, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen und müssen auch ein gutes Sozialverhalten haben. Beweisen sie all diese Dinge in einer Prüfung, können sie den Titel „Therapiehund“ tragen. Und genau das sind die beiden Hunde der Betriebsärztin, Oskar und Carlo, auch.
Therapiehunde kommen in den verschiedensten Bereiche zum Einsatz: In der Psychotherapie, Logopädie, Ergotherapie. Sie werden aber auch als Besuchshunde eingesetzt. Das bedeutet, dass sie nicht in spezielle Therapieprogramme mit eingebunden sind, sondern sie sind dann einfach nur da. Sie besuchen also Patienten auf der Palliativstation, der Kinderstation oder auch der Geriatrie. Sie kommen also überall da hin, wo ihr ruhiger Charakter gefragt ist. Denn die Hunde „sind in der Lage, Blutdruck zu senken. Durch die Streichelei können Menschen Oxytozin ausschütten, also man empfindet ein Glücksgefühl. Aggressionen werden vermindert, was bei Kindern in der Psychosomatik auch eine Rolle spielt, die sich zum Beispiel ritzen. Die fahren dann einfach runter“, so Dr. Tanja Weidlich im BAYERNWELLE-Interview. Weiter sagt sie, dass es eindrücklich sei, welche Ruhe die Hunde ausstrahlen „… und diese auch weitergeben, einfach nur dadurch, dass sie da sind.“
Therapiehunde seit ca. einem Monat in Kreisklinik Trostberg
Genau diese Wirkung wollte sich Dr. Marianne Gerusel-Bleck auf ihre Station holen. Sie ist die leitende Ärztin auf der Akutgeriatrie in der Kreisklinik Trostberg. Dort sind Patienten ab ca. 70 Jahren, die zum Beispiel operiert worden sind. Sie bleiben in der Regel rund 16 Tage auf der Station und werden dort auf eine bevorstehende Reha vorbereitet oder für den Alltag zu Hause. Die Patienten sind dort also meistens nicht freiwillig und der Krankenhausalltag kann trist sein. Als Dr. Marianne Gerusel-Bleck von den Therapiehunden hörte, zögerte sie nicht lange und nahm das Angebot an. Seit etwa einem Monat bekommt sie auf ihrer Station Besuch von Carlo und Oskar und ihrem Frauchen. Die kommen einmal in der Woche für etwa eine Stunde.
Die Therapiestunde läuft dann so ab, dass die Patienten in einem Aufenthaltsraum einen Stuhlkreis machen und die Hunde dann erstmal nur beschnuppern und begrüßen. Dr. Tanja Weidlich versucht dann mit ihren Hunden auch ein paar Dinge vorzuführen. Sitz, Platz, Pfote und Rolle gehören da zum Programm. Und dann dürfen die Leckerlis natürlich nicht fehlen. Die legt Weidlich liebevoll auf die Knie der Patienten, von wo aus die Hunde dann auf Kommando die Süßigkeit wegschnappen. Große Freude nicht nur für die Hunde, vor allem für die Patienten, die die Hunde natürlich auch streicheln und selbst Leckerlis verteilen dürfen.

während der Therapiestunde
Carlo und Oskar sorgen für Freude und Fortschritte bei den Patienten
Für die Patienten ein echtes Highlight der Woche, aber auch für die Ärzte und Mitarbeiter der Station. Die freuen sich nicht nur über den Hundebesuch, sondern auch darüber, wie sich die Hundetherapie auf die Patienten auswirkt. Dr. Marianne Gerusel-Bleck erzählt im BAYERNWELLE-Interview, als wir bei der Therapie dabei waren: „Eine der Damen, die heute bei der Hundetherapie war, ist ganz allein mit ihrem Rollator in den Aufenthaltsraum gekommen. Ich habe die Frau vorher noch nie aufstehen und gehen sehen, in all der Zeit, in der sie hier auf Station ist.“ Eine andere Patientin saß die ganze Therapiestunde über wach und aufmerksam in ihrem Stuhl, vorher sei sie kaum wach zu kriegen gewesen und hat nur geschlafen. Hier macht sich die aktivierende Wirkung, der Hundetherapie also deutlich bemerkbar. Generell ist die Stimmung wahnsinnig schön gewesen, die Augen der Patientinnen haben geleuchtet und die Laune hat sich spürbar verbessert. Die Freude war deutlich bemerkbar und das sei sie wohl auch schon Tage vorher, wie Gerusel-Bleck weitererzählt. Die Patienten werden nämlich bereits Anfang der Woche gefragt, ob sie bei der Hundetherapie dabei sein wollen. Natürlich ist das nur möglich, wenn die Patienten gewisse Voraussetzungen erfüllen. Zum einen müssen sie selbstständig eine halbe Stunde sitzen können und auch ihr Kreislauf muss stabil sein. Aber ist das der Fall, dürfen sie, wenn sie wollen, dabei sein. Dann werden sie einzeln von Therapeuten und Pflegekräften in den Aufenthaltsraum begleitet und dann auch wieder zurück ins Zimmer. Da werden sie dann auch betreut und beobachtet, denn die Hundetherapie wirkt nach und da sei es wichtig, bei den Patienten zu bleiben.
Für alle anderen, die nicht selbst aus dem Bett aufstehen können, gibt es dann aber auch die Möglichkeit, dass die beiden Hunde noch direkt im Patientenzimmer vorbeikommen und so auch diesen Patienten ganz viel Freude und Glücksmomente in den tristen Krankenhausalltag bringen.
Sollten Sie in einem Alten- oder Pflegeheim oder einem Krankenhaus arbeiten und auch Besuch von den Therapiehunden bekommen wollen, dann können Sie sich bei Dr. Tanja Weidlich melden. Am besten per Mail an: Tanja.Weidlich@kliniken-sob.de