23.05.25
Kreta-Gedenken in Bad Reichenhall

© BAYENRWELLE-Archivbild
„Gedenken darf nicht als Nazi-Ehrung missverstanden werden“
Bad Reichenhall - In Bad Reichenhall findet heute / 23. Mai wieder das traditionelle Kreta-Gedenken statt. Weil die Kameradschaft das Gedenken nicht mehr organisiert, ist heuer die Stadt Bad Reichenhall selbst eingesprungen. Trotz der Teils heftigen Kritik an der Veranstaltung in der Vergangenheit.
Es war eine der vielen Militäroffensiven der deutschen Wehrmacht: Im Zweiten Weltkrieg startete Deutschland unter dem Hitler-Regime einen Angriff auf die griechische Insel Kreta. Für die Militäroperation zog die deutsche Wehrmacht auch Gebirgsjäger aus Bad Reichenhall ein.
Die als „Unternehmen Merkur“ bekannte Operation forderte viele Menschenleben – darunter viele Zivilisten. An der Kreta-Brücke veranstaltet die Kameradschaft Bad Reichenhall im Kameradenkreis der Gebirgstruppe für die damals gefallenen Gebirgsjäger jedes Jahr das „Kreta-Gedenken“.
Und das sorgte immer wieder für Diskussionen. Kritiker waren in der Vergangenheit der Meinung, dass durch das Gedenken NS-Verbrechen verharmlost würden. Auch eine Gegendemonstration hat es schon gegeben.
Im vergangenen Jahr hatte die Kameradschaft in Bad Reichenhall das Gedenken zum letzten Mal selbst organisiert. Heuer springt die Stadt Bad Reichenhall ein – trotz der kritischen Gegenstimmen der vergangenen Jahre. Oberbürgermeister Christoph Lung (CSU) wird persönlich im Namen der Stadt ein Gesteck am Kreta-Denkmal niederlegen.
„Das Kreta-Gedenken darf nicht als Nazi-Ehrung missverstanden werden, sondern ist und bleibt eine Mahnung zum Frieden - getragen von der demokratischen Mitte“, so Lung auf BAYERNWELLE-Nachfrage. Mit der Veranstaltung wolle die Stadt auch den gefallenen Zivilisten gedenken. Symbolisch wird an dem Gesteck eine griechische Flagge angebracht.
Es gehe außerdem darum, dass heute das Zusammenleben in einem „geeinten Europa“ möglich sei. Das bedeute etwa freies Reisen oder wirtschaftlichen Wohlstand. „All dies sind Dinge, die noch vor 80 Jahren völlig unvorstellbar schienen. Und deswegen ist ein Kreta-Gedenken auch jetzt noch wichtig und aktuell“, so Lung.