08.06.20
Im Kampf gegen die Selfie-Sucht

Schönau am Königssee - Die Selfie-Sucht vieler Influencer bereitet dem Nationalpark Berchtesgaden immer mehr Sorge. Er warnt jetzt erneut vor dem Instagram-Hype an den Königsbach-Wasserfällen im Nationalpark. Auslöser ist Influencerin Yvonne Pferrer. Sie stellte erst vergangene Woche neue Bild-Aufnahmen von sich selbst - in den Gumpen badend - ins Netz. Die Folge: Eine Flut begeisterter Likes von Pferrers Fans gepaart mit kritischen und vorwurfsvollen Kommentaren anderer User gegenüber der Influencerin.
Im schwarzen Bikini, mit geschlossenen Augen treibt sie zufrieden in einer Gumpe am Königssee: Yvonne Pferrer. Sie hat über eine Million Follower – Fans – auf der Social Media Plattform „Instagram“. Sie alle sind begeistert von diesem Schnappschuss im „Natural-Infinity-Pool“, wie Menschen rund um den Globus diesen Ort mittlerweile nennen. Als Belohnung gibt es über 80.000 „Gefällt-Mir“-Klicks in Form roten Herzen.
Der Nationalpark Berchtesgaden reagiert dagegen schockiert über die Selfie-Sucht an den Wasserfällen des Königssees. Erst vergangenes Jahr sind hier zwei junge Männer gestorben, weil sie die Strömung in den Gumpen unterschätzt haben. Spektakuläre Bilder wie die von Yvonne Pferrer würden dafür sorgen, dass immer mehr Menschen diese gefährlichen Orte aufsuchen. Dabei riskieren sie einerseits ihr Leben, andererseits wird die Natur beschädigt. Wie der Nationalpark Berchtesgaden auf seinem eigenen Instagram-Kanal schreibt, sei die Ufervegetation dort bereits komplett zertreten. Müll – auch in Form von Zelten und Schlafsäcken – bleibt verbotenerweise zurück.
Die Taktik des Nationalparks: Influencer mit Ihrem Fehlverhalten direkt im Netz öffentlich konfrontieren. In einem Kommentatr hat der Nationalpark Berchtesgaden um eine Stellungnahme und die Löschung des Fotos gebeten. Yvonne Pferrer solle sich ihrer Reichweite bewusst sein und Verantwortung für Mensch und Natur übernehmen. Yvonne Pferrer schwieg dazu mehrere Tage. Der öffentliche Kommentar des Nationalparks Berchtesgaden bleibt von Pferrer zunächst unbeantwortet. Tausende Menschen dagegen haben den Nationalpark Berchtesgaden unterstützt und die Influencerin dazu aufgefordert: Lösche deine Gumpen-Foto.
Mittlerweile reagierte Yvonne Pferrer auf die Bitte des Nationalparks bedingt. Sie postete eine "Textanpassung" in der es heißt: "Nachdem wir diesen wunderschönen und einzigartigen Ort besucht haben, hat der Nationalpark Berchtesgaden mit uns das offene Gespräch gesucht, um auf folgende Problematik aufmerksam zu machen: Der Ort stellt zu große Gefahren da. Müll und Trampelpfade greifen negativ ins Ökosystem ein. Der Nationalpark möchte also nicht, dass noch mehr Menschen herkommen."
Der Nationalpark Berchtesgaden hat gleichzeitig nochmal über ein aktuelles Instagram-Posting mit der Aufschrift „Ja, spinnt´s ihr?“ alle Influencer ermahnt: Sie sollen darauf verzichten den genauen Ort solcher beliebter Foto-Hotspots preiszugeben. Nur so könnte die Natur geschützt und Menschenleben gerettet werden.