12.09.22
„So auf Kante genäht war es noch nie“

Landkreise Traunstein / Berchtesgadener Land – In dieser Woche beginnt in Bayern das neue Schuljahr. Ein Problem hat sich dabei gegenüber früheren Schuljahren nicht geändert, sondern im Gegenteil sogar noch verschärft: Lehrkräfte sind extrem knapp.
Der Deutsche Lehrerverband stellte Ende August eine dramatische Zahl in den Raum: deutschlandweit fehlen demnach 40.000 Lehrerinnen und Lehrer. Nicht bei allen Schularten ist es gleich akut – aber grundsätzlich gibt es das Problem von der Grundschule bis zum Gymnasium.
„Ich bin jetzt seit 25 Jahren Lehrer. Es war noch nie so auf Kante genäht wie jetzt“, sagt Helmut Mayer. Er ist der Schulamtsdirektor aus dem Berchtesgadener Land und bekommt die Folgen des Lehrermangels am eigenen Leibe mit. Immerhin sagt er für die Grund- und Mittelschulen im Berchtesgadener Land im neuen Schuljahr: „Die Regelversorgung konnten wir sicherstellen und da sind wir natürlich froh“. Von Mathe bis Sport – der normale Unterricht kann also abgewickelt werden. Auch einen Klassenleiter gibt es für jede Klasse. Aber für den „besonderen Unterricht“ sind nicht mehr genug Lehrkräfte da: Also für schöne Wahlfächer wie die Zeitungs-AG oder Musik- und Theaterprojekte.
Das bedauert nicht nur Mayer, sondern auch seine Kollegin Monika Tauber-Spring im Landkreis Traunstein: Bei ihr ist es genauso. Die letzten Wochen waren ein permanentes Planen und Jonglieren. Die Versorgung mit Lehrern ist extrem knapp und funktioniert derzeit nur, wenn zumindest der Großteil der Lehrkräfte von Krankheiten verschont bleibt.
Wo liegt die Ursache für den Lehrermangel?
Im Moment kommen mehrere Dinge zusammen: Viele ältere Lehrer gehen demnächst in Pension. Es kommen aber weniger junge Lehrkräfte nach. Vor allem bei den Mittelschulen seien „die Studienanfänger-Zahlen sehr niedrig“, sagt Helmut Mayer. Das liegt seiner Meinung nach unter anderem daran, dass Mittelschullehrer in einer anderen Besoldungsgruppe sind, also schlechter bezahlt werden als die Lehrer an anderen Schularten. Dazu kommt, laut Tauber-Spring, dass viele junge Lehrer sich erst einmal eine Auszeit genommen hätten. Die Coronakrise mit all ihren Folgen für den Schulunterricht habe das noch mit verschärft.
Immerhin über eine gute Nachricht können sich die Schulämter in beiden Landkreisen freuen: Auch in diesem Jahr gibt es wieder „Unterstützungs“- bzw „Teamlehrkräfte“: Das sind Quereinsteiger, die keine komplette pädagogische Ausbildung haben, aber trotzdem seit inzwischen zwei Jahren einige Unterrichtseinheiten mit bestreiten.