09.04.18
Kommt der Luchs zurück in die Region?
Berchtesgaden - Angeschossen, geköpft und anschließend in den Saalachsee geworfen. Das war das traurige Schicksal von Luchs Alus. Der erste Luchs, der nach vielen Jahrzehnten bei uns in der Region offenbar wieder heimisch werden wollte. Schon vor über 150 Jahren wurde der Luchs in unserer Region und auch in weiten Teilen Restdeutschlands von Menschenhand ausgerottet. Doch er könnte, rein theoretisch, wieder zu uns zurückkommen, wie der Luchs-Experte Dr. Manfred Wölfl aus dem Schwarzwald vergangene Woche im Haus der Berge bei der Wintervortragsreihe berichtete.
„Man weiß, Luchse breiten sich sehr schlecht aus, gerade im Alpenraum“, so Dr. Manfred Wölfl im Bayernwelle-Interview. Einer der Gründe dafür sei beispielsweise, dass Luchse ohnehin wenige Junge bekämen – außerdem könnten sie schlecht Barrieren überwinden, erklärt Dr. Wölfl. Natürlich sei es in weiten Gebieten Deutschlands die Idee den Luchs durch „aktive Maßnahmen“ wieder flächendeckend anzusiedeln. Einer der Vorreiter sei hier zum Beispiel der Kalkalpen-Nationalpark in der Schweiz und auch in Ober-Italien sei die Ansiedlung des Luchses geglückt.
Auffällig jedoch an diesem Abend: die Resonanz der Bevölkerung. Obwohl das Interesse am Luchs an sich groß und befürwortend erschien, erhoben sich in der anschließenden Diskussion hauptsächlich ängstliche und besorgte Stimmen. „Die Ansiedlung des Luchses ist das Ende der Schafzucht“, hieß es beispielsweise seitens des Publikums. Außerdem müsse man um „Haus und Hof fürchten“. Die Bevölkerung wolle hier keine Maßnahmen treffen, sprich Kosten aufwenden, um sich vor dem Luchs, der offenbar ohnehin auf natürliche Weise zurückgehe, zu schützen.
Dr. Manfred Wölfl entschärfte die Situation jedoch umgehend. Bei der Ansiedlung des Luchses im Berchtesgadener Land handle es sich lediglich um theoretische Überlegungen. Ohne die Zustimmung aller Interessengruppen vor Ort, gäbe es keinerlei Absichten den Luchs in die Region zurückzuholen. Es mache keinen Sinn solche Tiere gegen Widerstände der Bevölkerung hier hinzusetzen, „weil das am Ende kein Artenschutz ist, sondern - über kurz oder lang - der sichere Tod der Tiere.“
Angelina Kwoczalla, BW-Redaktion