06.07.21
Kleine Dorfläden trotzen dem Trend
Landkreise Traunstein / Berchtesgadener Land - Es gibt immer mehr Gemeinden in Bayern, die überhaupt kein Lebensmittelgeschäft mehr haben. Trotzdem eröffnen auch bei uns in der Region immer noch Dorfläden und suchen Nischen im Konkurrenzkampf mit den Supermärkten.
Jede dritte Gemeinde in Bayern hat überhaupt kein einziges Lebensmittelgeschäft mehr. Das belegt eine neue Untersuchung, die die bayerische SPD im Juni veröffentlicht hat. In Oberbayern ist der Trend noch nicht ganz so deutlich wie in anderen Regierungsbezirken. Aber auch bei uns in der Region ist es für die kleinen Läden ein Kampf um Kunden und ums Überleben. Denn preislich können sie mit den Schnäppchen-Angeboten der Discounter nicht mithalten.
Die BAYERNWELLE stellt zwei Positiv-Beispiele vor: Zwei Dorfläden, die jetzt seit etwa einem Jahr geöffnet sind: den „Arzter Dorfladen“ in Hörgering / Eisenärzt (Gemeinde Siegsdorf) und den Dorfladen in Traunwalchen.
Der „Arzter Dorfladn“ in der Gemeinde Siegsdorf
2017 hat der damalige Dorfladen in Hörgering geschlossen. Der Eigentümer ging in Ruhestand – die Ortsteile Hörgering und Eisenärzt hatten plötzlich keinen eigenen Laden mehr. Im Jahr 2020 hat dann der „Arzter Dorfladn“ eröffnet – und zwar in einem Gesellschafter-Modell. Die Bürger und Kunden werden zu Förderern. Sie beteiligen sich mit mindestens 200 Euro an der Gesellschaft und halten somit ihren eigenen Laden am Laufen. Ende Juni 2021 verzeichnete die Gesellschaft mehr als 200 Förderer.
Die Kunden finden im „Arzter Dorfladn“ alle Waren des täglichen Bedarfs. Es sind Waren von Erzeugern aus der Region, angeliefert auf kurzen Wegen. Der Markt verzichtet - soweit es geht - auf Verpackungen und Plastikmüll. Er ist eine große Erleichterung für Menschen, die nicht mehr mobil sind und somit für ihre Einkäufe nicht auf ein Auto angewiesen sind.
In Traunwalchen hat Enrico Holland mit seinem Team im Juni 2020 einen neuen Dorfladen eröffnet. Es ist ein Projekt in Zusammenarbeit mit der Jugendsiedlung entstanden. Drei junge Leute mit Förderbedarf werden dort ausgebildet – junge Leute, die es auf dem normalen Arbeitsmarkt sonst sehr schwer hätten. Dafür wird das Projekt von der Arbeitsagentur finanziell unterstützt.
Auch der Dorfladen Traunwalchen verkauft die wichtigsten Waren des täglichen Bedarfs, vom Brot über die Nudeln und den Tee bis zum Eis und zur Tageszeitung. Wer dort einen Kaffee zum Mitnehmen will, bekommt ihn – allerdings nicht im Plastikbecher. Der Kunde hat seine eigene Tasse dabei und bekommt den Kaffee dort hineingefüllt. Wenn am Ende eines Tages noch Semmeln oder Brot übrig sind, dann schmeißt das Laden-Team diese Waren nicht weg, sondern stellt sie gegen eine Spende für alle verfügbar vor die Tür.
Zwei Beispiele, die zeigen, dass der kleine Laden auch weiterhin ein wichtiger Bestandteil eines Dorfes ist. Vor allem ist er ein wichtiger Treffpunkt für die Menschen im Ort. Diese Läden können aber nur überleben, wenn die Bürger im Ort sie auch mit ihrem Einkauf unterstützen.
Seit zwei Jahren gibt es im Chiemgau ein eigenes „Netzwerk Hof- und Dorfladen“. Es steht Besitzern solcher Läden mit Rat und Tat zur Seite, damit in möglichst vielen Orten weiter kleine Läden überleben können. Die Ansprechpartner sitzen im Landratsamt in Traunstein bzw bei der Wirtschaftsförderung des Landkreises Traunstein.