13.09.23
Wer will Oma oder Opa werden? Oma-Opa-Vermittlung sucht mehr Mitmacher

© Pixabay
Traunreut - Einige Eltern der Region wohnen weit von ihren eigenen Eltern entfernt. Unterstützende Großeltern in der Nähe sind also Fehlanzeige. Auf der anderen Seite gibt es auch Senioren, die nach der Rente eine sinnvolle Aufgabe suchen und keine eigenen Enkel in der Nähe haben. Durch die Oma-und-Opa-Vermittlung Traunreut werden genau diese beiden Seiten zusammengebracht.
Seit zwölf Jahren gibt es die Vermittlung schon in Traunreut. Ins Leben gerufen wurde sie von Lydia Hogger. Sie selbst wollte, nachdem sie mit dem Arbeiten aufgehört hat, noch etwas sinnvolles tun. Also hat sie die Gruppe gegründet, weil sie bemerkt hat, dass sich genau in diesem Bereich viele Fliegen mit einer Klappe schlagen lassen und eine große Win-Win-Situation entstehen kann.
Denn wer sich als Rentner bei der Oma-und-Opa-Vermittlung meldet, bekommt eine Familie vermittelt, die auf der Suche nach einer Oma oder einem Opa ist. Lydia Hogger schaut hier ganz genau hin, wer zu wem passen könnte und stellt den Erstkontakt her. Ab dem Zeitpunkt dürfen sich Großeltern und Familie selbst untereinander ausmachen, wie sie künftig vorgehen wollen. Soll die Oma ab und zu mal für die Kinder nach der Schule kochen? Holt der Opa die Kinder regelmäßig vom Kindergarten ab und verbringt den Nachmittag mit Ihnen? Auch ein unregelmäßiger Kontakt ist möglich. Eben ganz so, wie es für die Familie und die Großeltern passt und gewünscht ist.
Kinder, Eltern und Großeltern profitieren
So haben Familien, ohne leibliche Großeltern in der Nähe, die Möglichkeit, von den „Leihgroßeltern“ Unterstützung zu bekommen. Die Senioren, die keine Enkel um sich rum haben, bekommen so die Möglichkeit ihre Zeit mit jungen Familien zu verbringen. Sie bekommen durch die Betreuung der Kinder auch eine sinnvolle Aufgabe und bekommen das Gefühl, gebraucht zu werden, was etwas sehr Wichtiges ist. Und nebenbei verlieren die Großeltern nicht den Anschluss zur jungen Generation und nehmen weiter am gesellschaftlichen Leben teil.
Was für Kinder der Vorteil ist, weiß jeder der selbst als Kind regelmäßig bei seinen Großeltern war. Bei Oma und Opa ist’s einfach am schönsten. Lydia Hogger erklärt es sich so, dass Eltern oft im Alltag gefangen sind, viele Dinge erledigen müssen und oft unter Stress stehen. Sie kommen aus der Arbeit, holen direkt die Kinder vom Kindergarten ab, müssen zu Hause kochen und alles Mögliche erledigen. Oma und Opa haben dafür mehr Zeit und leben in einer langsameren Geschwindigkeit. "Das tut den Kindern zwischendrin mal gut". Lydia Hogger erzählt dazu ein Beispiel: „Ich habe eine Oma in der Gruppe, die erzählt hat, dass sie ihr Enkerl vom Kindergarten abholt, und dann brauchen sie für einen Weg von fünf Minuten meistens eine Stunde. Sie lässt das Kind jeden Stein umdrehen, jede Blume anschauen. Das braucht Zeit und die haben Großeltern.“
Aus "Leihfamilie" wurde tiefe Verbindung
Auch Hans M. kann das bestätigen. Er und seine Frau sind seit acht Jahren bei der Oma-und-Opa-Vermittlung dabei und sind seit einigen Jahren die „Leihgroßeltern“ von einer Familie mit vier Kindern. Mittlerweile sind zwei schon so groß, dass sie nicht mehr regelmäßig kommen. Aber die Kleineren werden einmal in der Woche von Hans und seiner Frau Hannelore von der Schule oder dem Kindergarten abgeholt. Dann gibt es Mittagessen „...und dann fragen sie schon: Opa spielen wir was? Dann gehen wir in den Keller, wo ein Schrank mit den Spielen von unseren Kindern noch steht. Da suchen sie sich dann was aus und dann spielen wir. Wir gehen auch mal zum Baden oder auf den Spielplatz. Also die Größeren sind da zwar nicht mehr dabei, die haben nicht mehr so Lust auf Spielen. Aber die Kinder kommen alle gern zu uns und wir freuen uns auch.“, erzählt Hans im BAYERNWELLE-Interview.
Er und seine Frau haben zwar selbst drei Kinder und fünf Enkel. Sie alle wohnen aber 500-600 Kilometer weit weg. Weil die beiden aber den Anschluss nicht verlieren wollen, haben sie sich vor acht Jahren bei der Oma-und-Opa-Vermittlung gemeldet und mittlerweile sind die vermittelten Kinder und deren Eltern wie ihre eigene echte Familie geworden. „Wir werden zur Kommunion eingeladen, zum Geburtstag, sie kommen zu unseren. Wir kommen zu Auftritten der Kinder, weil sie im Trachtenverein sind und da legen die Kinder auch großen Wert drauf und freuen sich, wenn wir da sind.“, erzählt Hannelore weiter. „Erst am Montag klingelt es plötzlich an der Tür, steht unser 15-jähriger „Leihenkel“ vor der Tür. Er hat gerade den Mofaführerschein gemacht und ist ein bisschen herumgefahren und hat uns besucht. Die Hannelore hat ihn dann gefragt, ob er zum Essen bleiben will und da hat er natürlich gleich "ja" gesagt. Als wir aufs Essen gewartet haben, hat er dann gefragt: „Opa, spielen wir was?““. Eine Sache ändert sich eben nie. Und die Zeit mit Oma und Opa genießen Kinder eben, auch, wenn es die leiblichen Großeltern weit weg wohnen, durch die Vermittlung haben sie trotzdem Oma und Opa um sich herum und all die Vorteile, die damit verbunden sind.
Mehr Omas und Opas werden gesucht!
Um dieses Glück noch mehr Familien zu ermöglichen, werden aktuell aber noch mehr Omas und Opas gesucht. Sie müssen eigentlich nichts mitbringen, nur Lust darauf haben. Sie bekommen eine Familie, mit der Sie dann ausmachen dürfen, wann und wie oft Sie auf die Kinder schauen. Sie werden aber auch in die Gruppe der ganzen Omas und Opas aufgenommen, die sich einmal im Monat zu einem lockeren und unverbindlichen Austausch trifft. Hieraus sind auch schon einige Freundschaften entstanden und die Damen und Herren treffen sich auch so mal in der Freizeit. Also noch ein Vorteil, den ältere Menschen, Rentner, Jungebliebene und Senioren von dem Projekt haben: Sie versauern nicht alleine zu Hause, sie haben Kontakt mit anderen, schließen vielleicht neue Freundschaften und erleben mit Sicherheit ganz viel Freude.
Infoveranstaltung im Mehrgenerationenhaus in Traunreut
Am kommenden Samstag (16.September) findet im Mehrgenerationenhaus in Traunreut eine unverbindliche Veranstaltung statt, bei der sich Interessierte mal informieren können und einfach mal anschauen, wie das da so ist. Zwischen 15.00 und 17.00 Uhr ist jeder herzlich eingeladen.
Sie dürfen sich aber auch gerne bei Lydia Hogger selbst melden: