04.07.18
Prozessauftakt: Doppelmord in Traunreut
ERSTER VERHANDLUNGSTAG
Der Angeklagte hat sich zum besagten Abend geäußert. Er kann sich daran erinnern, im "Hex Hex" gewesen zu sein. An die bzw. eine Tat selbst allerdings nicht. Die Äußerungen des Angeklagten widersprechen sich teils. Er vermute aber, dass ihm jemand K.O.-Tropfen in sein Getränk gekippt habe. Der Angeklagte gab an, sich nicht weiter zum besagten Abend äußern zu wollen.
Es wurden mehrere Zeugen gehört. Mindestens drei Zeuginnen sollen dabei den Angeklagten auf Fotos und anhand von Täterbeschreibungen, die in der Tatnacht auf Facebook veröffentlicht wurden, identifiziert haben. Auch wurden in der Wohnung des Angeklagten Blutspuren der ermordeten Männer gefunden, einmal an der Badewanne und am T-Shirt.
Auch die Tatwaffe wurde dort gefunden. Und diese wies wie auch die Finger des Angeklagten Schmauchspuren auf. Diese entstehen beim Abfeuern von Schusswaffen. Der Angeklagte wollte aber nicht bestätigen, dass er der Besitzer der Waffe sei.
Im weiteren Verlauf des Prozesstages wurde ein Video vom Tatort gezeigt. Blutspuren am Boden und die Fußabdrücke von Ferdinand F. sind dort zu sehen. Laut Richter Erich Fuchs sei die Beweislast "erdrückend".
Wer ist der Angeklagte?
Ferdinand F. ist 63 Jahre alt und lebt seit Jahren in Traunreut. Ursprünglich stammt er aus Kasachstan. Seine Nachbarn und Kollegen beschreiben ihn als ruhigen, hilfsbereiten und freundlichen Menschen. Teils wird er allerdings auch als "Eigenbrödler" beschrieben. Wegen seiner Zuckerkrankheit sei Ferdinand F. ab und an jährzornig geworden.
Der Angeklagte hat einen Sohn und Enkelkinder; er lebt von seiner Frau getrennt. Wie ein Polizist erzählte, sei Ferdinand F. allerdings schon ein paar Mal auffällig geworden; zum einen habe er Kinder auf offener Straße geschlagen, zum anderen habe er auch schon einmal seinen Führerschein verloren.
Ende der 90er ist Ferdinand F. von Kasachstan nach Deutschland gekommen. Zuerst hat er als Traktorfahrer, später dann als Bauarbeiter gearbeitet.
ERSTMELDUNG
Traunreut/Traunstein. Die Anklage lautet auf zweifachen Mord und schwere Körperverletzung. Am Landgericht Traunstein beginnt heute der Prozess gegen den mutmaßlichen Doppelmörder von Traunreut.
Es ist ein Dreivierteljahr her – da soll der Mann mit einer Waffe in das Lokal „Hex Hex“ in Traunreut gestürmt sein. Laut Anklage hat er dort wild um sich geschossen. Zwei Männer wurden getötet, die Wirtin und eine andere Frau schwer verletzt. Vor allem die Wirtin wird möglicherweise bleibende Verletzungen zurückbehalten.
Polizei und Staatsanwaltschaft haben einen heute 63-jährigen Mann festgenommen, den sie für den Täter halten. Er muss sich in den nächsten Wochen in Traunstein vor Gericht verantworten. Der Verteidiger des Mannes hat schon gesagt, dass sein Mandant die Tat nicht leugnen wird. Aber warum der Mann um sich geschossen hat und ob er überhaupt schuldfähig ist – diese Fragen sollen im Prozess geklärt werden.