13.01.20
Ein Feuer als Mahnung für die bedrohte Existenz
Seeon - Mit einem Mahnfeuer ist am Abend der erste Tag der Winterklausur der CSU-Landtagsfraktion im Kloster Seeon zu Ende gegangen. Ein Mahnfeuer der Chiemgauer Bauern, das daran erinnern soll, dass ihre Existenz bedroht ist. Bedroht durch die geplante bundesweite Verschärfung der Düngeverordnung.
Sie soll bereits diesen April kommen: Die für alle Landwirte bedrohlich erscheinende Verschärfung der Düngeverordnung. Wie sie genau aussieht, können die einzelnen Länder allerdings derzeit noch mitbestimmen – bei der Länderanhörung. Sie läuft noch bis morgen, den 15. Januar. Die Bundesländer können dort eigene Anmerkungen vorbringen und auch gegebenenfalls ihr Veto einlegen. Dazu ist Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber auch bereit, wie sie am Abend in Seeon erklärt hat: „Ich sehe Politik nicht so, dass ich einfach irgendwelchen Dingen zustimme, die fachlich nicht berechtigt sind.“ Da könne auch keine Bundesregierung „uns dazu zwingen mitzumachen“, so Kaniber.
Nach dem Motto „nicht alles was gut gemeint ist, ist gut gemacht“, müsste laut der Landwirtschaftsministerin bei der Düngeverordnung nachjustiert werden. Denn während weder Gewässer, Böden und die Umwelt durch die Verschärfung einer Verordnung geschützt werden, würden die kleinbäuerlich strukturierten Betriebe in Bayern in ihrer Existenz bedroht. Deshalb wolle Kaniber sich explizit dafür einsetzen, die geplante Düngeverordnung nochmal im Sinne der Landwirte zu überarbeiten. Nicht um die Düngeverordnung zu verhindern – der Grundwasserschutz habe laut CSU ebenso höchste Priorität – sondern um den Landwirten in Bayern praxisorientierteres und unbürokratischeres Handeln ermöglichen zu können.
Ein Versprechen, das bei den Chiemgauer Bauern am Abend in Seeon auf helle Ohren gestoßen ist. Auch wenn sich für den ein oder anderen anwesenden Bauern die Politik generell zu lange von der Landwirtschaft distanziert und sich zu wenig eingesetzt habe, schienen sie durch die Worte von Michaela Kaniber zunächst besänftigt. „Friedlich“ wollen die Chiemgauer Bauern an ihr Ziel kommen: Die Beziehung mit der Gesellschaft im allgemeinen zu verbessern.
Davon spricht zum Beispiel Tobias Heiß. Der Bauer aus Schnaitsee hat das Mahnfeuer in Seeon organisiert und sprach sich im BAYERNWELLE-Interview für einen besseren Dialog mit den Verbrauchern, den Otto-Normal-Bürgern, aus. „Wir wollen, dass die Bürger stolz auf die Bauern sind und dankbar für die Lebensmittel, die wir produzieren“, so Heiß. Wie das möglich sei? In dem man die Menschen auf die Höfe einlädt und den „Bilderbuch-Bauern-Hof“ eine Absage erteilt. Es habe sich viel geändert. Anstelle von Ochs und Pflug seien die Bauern mit hochmodernen Maschinen unterwegs. Nur wenige Menschen hätten heutzutage diesen Zugang zur Landwirtschaft, bedauert Heiß.
Den Stolz, den die Bauern derzeit von der Gesellschaft vermissen, hat die CSU beim Auftakt ihrer Tagung versucht wegzumachen. Zumindest wurde dieser Eindruck erweckt. Zum Ende des Tages wurde eine fünfseitige Resolution vorgestellt mit dem Titel „Unsere Landwirtschaft ist von unvorstellbarem Wert“. Ein breitgefächertes Schriftstück als Versprechen an die bayerischen Landwirte und ihre Bedürfnisse. Die wiederum hoffen mit Vorsicht, dass sich die Politik an ihre Vorhaben auch tatsächlich hält.