18.07.18
Wer bekommt den Zuschlag für den Grabplatz?

Berchtesgaden. Das hat es in den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land auch noch nie gegeben: In Berchtesgaden sind heute Vormittag Grabplätze verlost worden. Auf dem Alten Friedhof sind in den letzten Jahren wieder einige Grabplätze frei geworden. Diese sind heute Vormittag nach dem Zufallsprinzip vergeben worden.
Im Alpenkongress hat ab 10 Uhr eine neutrale Losfee die Reihenfolge gelost, in der sich die Bürger die Gräber aussuchen durften. Die Spannung unter allen Bewerbern war groß, ob sie überhaupt ein Grab bekommen. Immerhin waren es 80 Bewerbungen mehr. Bürgermeister Franz Rasp hat jedoch gleich am Anfang bekannt gegeben, dass jeder einen Grabplatz erhalten wird.
Der Grund: Aus vielen Familien hat es mehrere Anmeldungen gegeben, um die Chancen zu erhöhen. Jedoch werden diese pro Familie nur ein Grab bekommen.
Warum wurden Gräber verlost?
Insgesamt 140 normale Erdgräber sowie sechzig Urnengräber waren zu haben. Die Gemeinde stand vor der Frage: wie vergeben wir diese Gräber? Sie hat sich dann für die vermeintlich fairste Lösung entschieden: eine Verlosung. Bürger aus den Gemeinden Berchtesgaden, Bischofswiesen und Schönau am Königssee hatten knapp drei Monate Zeit, sich zu bewerben. Unter den 280 Bewerbern wurden heute die Grabplätze ausgelost.

Wie ist diese "Auslosung" gelaufen?
Wer sich angemeldet hat, der bekam einen Zettel. Diese Zettel landeten in einer Wahlurne. Die Zettel sehen alle gleich aus. Eine Glücksfee zog dann der Reihe nach. Das Prinzip: Wer als Erster gezogen wird, der kriegt das Grab seiner Wahl. Der Zwanzigste muss vielleicht schon ein bisschen flexibler sein. Und wer als 180ter oder 190ter gezogen wird, der muss nehmen, was noch übrig ist.
Hat es eine Verlosung von Grabplätzen eigentlich überhaupt schon mal gegeben?
Nein. Der Berchtesgadener Bürgermeister Franz Rasp glaubt, dass seine Gemeinde die erste ist, die so etwas macht. Auch Oliver Wirthmann vom „Kuratorium Deutsche Bestattungskultur“ sagt, dass er von so einer Verlosung noch nie gehört habe. Zumindest noch nicht in Deutschland. In den USA hat's so was vor ein paar Jahren mal gegeben: da ist ein Grab direkt neben der Gruft von Marilyn Monroe versteigert worden. Aber selbst in Amerika ist so etwas nicht alltäglich.

Denkmalschutz.
© Bayernwelle
Hat es eigentlich auch Kritik daran gegeben, dass Grabplätze "verlost" werden?
Wir von der Bayernwelle haben in Berchtesgaden keine Gegner oder Kritiker gehört. Im Gegenteil: das Interesse an den Grabplätzen war riesig. Und dem Berchtesgadener Bürgermeister Franz Rasp ist auch keine Kritik zu Ohren gekommen. Er empfindet eine Verlosung weder als lustig, noch als pietätlos.
Markus Gollinger & Elena Mayer, Bayernwelle-Redaktion