Meine Region - Meine Heimat - Meine BayernwelleKostenlose Sender Hotline: 0800 777 333 2WhatsApp Nummer: 0151 568 781 34
Derzeit läuft: Sia - Gimme Love

14.01.17

Wie sich die LGS 2022 für Max Aicher rechnet

Max Aicher
Freilassinger Unternehmer Max Aicher und Bad Reichenhalls Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner                                 
beim traditionellen Neujahrsempfang im Januar 2017                                                                        

 

Bad Reichenhall sagt 'Ja'. Ja zur Bewerbung für die Landesgartenschau 2022. Das hat der Stadtrat am Samstag Morgen in einer Sondersitzung im Alten Rathaus in Bad Reichenhall entschieden.

Mit überwiegender Mehrheit – nur vier Gegenstimmen hat es dabei, von insgesamt 25 Mitgliedern, gegeben. Noch am Dienstag hat das anders ausgesehen. In der regulären Stadtratssitzung wollten sich Vertreter der Bürgerliste/Die Grünen, FDP und CSU gegen die Bewerbung für 2022 aussprechen. Stattdessen haben sie eine Bewerbung für 2026 vorgeschlagen. Grund dafür: zu kurze Planungszeit, zu hohe und unkalkulierbare Kosten, sowie das Verkehrsproblem in der flächenmäßig begrenzten Alpenstadt.

Doch dann der Clou: regionaler Unternehmer, Bau- und Stahlriese Max Aicher mischt sich ein. Mit bis zu 4,5 Millionen Euro will er – gemeinsam mit der Predigtstuhlbahn – als Notfallbürge für die Stadt einspringen. Bis zu 11,5 Millionen Euro soll eine Landesgartenschau die Stadt kosten. Drei Millionen davon werden durch den Freistaat Bayern gefördert – die restlichen Kosten müsste die Stadt tragen.

Das wiederum fällt der Stadt nicht einfach - die Haushaltslage ist angespannt. Vor allem in den letzten Jahren hat Bad Reichenhall viel investiert: Sanierung der Fußgängerzone, neue Sporthalle, Renovierung des Heimatmuseums. Das Defizit ist da – der Landkreis schaut genau hin: wie viel Geld gibt die Stadt aus und vor allem, wofür? Deshalb die große Sorge vieler Stadträte, übernehmen wir uns mit einer Landesgartenschau?

Mit ähnlichen Fragen hat sich im letzten Jahr auch schon die Stadt Traunstein im benachbarten Landkreis auseinander gesetzt. Eigentlich hätten sie die Landesgartenschau 2022 ausrichten dürfen – kurz vor knapp aber dann der Rückzug. Eine Bürgerinitiative hat sich gegen die Veranstaltung stark gemacht und mit einem Bürgerentscheid auch eine deutliche Mehrheit gefunden. So hat die Stadt Traunstein ihre Bewerbung noch im April 2016 wieder zurückziehen müssen.

Um möglichen Kritikern in Bad Reichenhall schon zu Beginn, zumindest in finanzieller Hinsicht, die Sorgen und Bedenken zu nehmen, wirft Aicher ein Angebot in den Ring, das schwer abzulehnen ist.

 

Wie kommt die Landesgartenschau 2022 überhaupt für Bad Reichenhall auf die Tagesordnung?

Nachdem die Landesgartenschau 2022 am 10. April 2016 für die Stadt Traunstein aufgrund des Bürgerentscheids gestorben ist, hat der Unternehmer Max Aicher die Vision. Mit dem Bad Reichenhaller Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner und dem dritten Bürgermeister Hans Hartmann sucht er das Gespräch und schlägt die Landesgartenschau für die Alpenstadt vor.

 

Oberbürgermeister Dr. Herbert Lackner erinnert sich etwas anders:

 

Das soll, laut Informationen des Oberbürgermeisters und Aicher selbst, kurz nach dem Scheitern in Traunstein im April, erstmals besprochen worden sein. Laut einem Mitglied des Stadtrates ist das Gremium erst rund zwei Monate später davon das erste Mal offiziell via E-Mail in Kenntnis gesetzt worden. Auf der Tagesordnung des Stadtrates Bad Reichenhall selbst landet der Punkt, nach der Sommerpause, am 20. September 2016 – satte fünf Monate später.

Die Stadt beauftragt ein Planungsbüro aus Berlin, das zuvor schon für andere Landesgartenschauen tätig war, mit einem ersten groben Konzept. Am 16. November 2016 werden die Pläne den Bürgern bei einer öffentlichen Informationsveranstaltung vorgestellt. Eingebunden wären demnach in die Bad Reichenhaller Landesgartenschau der Auenpark, die Reichenhaller Innenstadt und die Predigtstuhlbahn, deren Eigentümer übrigens Max Aicher ist.

 

Was nützt eigentlich eine Landesgartenschau?

Eine Landesgartenschau bedeutet nicht nur Blumen und grüne Wiesen – eine Landesgartenschau ist für eine Stadt wie ein Motor. Ein Motor, der Touristen bringt, mediale Aufmerksamkeit, Kulturförderung durch Veranstaltungen und Rahmenprogramme. Außerdem wird die Städtebauförderung und die Stadtentwicklung vorangetrieben. Dazu zählt beispielsweise die Verkehrs-Thematik der Stadt Bad Reichenhall: auch dafür gibt der Freistaat Geld, heißt es seitens der Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Förderung der bayerischen Landesgartenschauen, Dagmar Voß:

Grundsätzlich kann eine Landesgartenschau eine Chance für Kommunen sein – das bedeutet Aufbruchstimmung. Veränderungen stehen ins Haus – die Bürger beteiligen sich, weiß auch der Bürgermeister Franz Stahl aus der Stadt Tirschenreuth, in der die Landesgartenschau bereits 2013 stattgefunden hat.

 

Trotz all der Vorteile, die eine solche Veranstaltung mit sich bringt, bleibt nach wie vor die Frage offen: wie groß kann der Nutzen einer Landesgartenschau tatsächlich sein, dass sie Max Aicher 4,5 Millionen Euro Bürgschaft wert ist?

 

Wie könnte Max Aicher von der Landesgartenschau 2022 profitieren?

Im Konzept einer Landesgartenschau für Bad Reichenhall ist die Predigtstuhlbahn eine tragende Säule. Als Eigentümer verspricht sich Max Aicher davon einiges, denn bislang rechnet sich seine Investition in die Bergbahn nicht, wie Insider gegenüber der Bayernwelle verraten haben. Zwar plant Max Aicher in nächster Zeit den Nachtbetrieb für die Bahn aufzunehmen, dennoch würde die Bahn kein Plus abwerfen.

Zur Rechnung: in eine Gondel passen 25 Personen – eine Gondel fährt alle 10 Minuten zur Bergstation. In der Sommersaison, von März bis Oktober, startet die Predigtstuhlbahn um 09.00 Uhr morgens und hat ihre letzte Bergfahrt um 16.00 Uhr nachmittags. Insgesamt sind das pro Stunde maximal 150 beförderte Besucher – pro Tag ergibt sich daraus eine Summe von höchstens 1.050 Personen.

Im Zuge der Landesgartenschau plant Max Aicher täglich bis zu 2.000 Personen auf den Predigtstuhl zu befördern, hieß es im Stadtrat. Trotz beschränkter Kapazitäten betont Aicher die Möglichkeiten der Predigtstuhlbahn im Zusammenhang mit der Landesgartenschau:

 

Aber beruht die große Lust von Max Aicher, die Landesgartenschau 2022 nach Bad Reichenhall zu holen, tatsächlich nur auf dem möglichen Erfolg der Predigtstuhlbahn?

 

Was hat der Auentunnel mit der Landesgartenschau zu tun?

Relativ zeitgleich mit der Diskussion um die Landesgartenschau ist in Bad Reichenhall noch ein weiteres Thema auf dem Tisch gelandet: der Auentunnel. Die scheinbar „echte Alternative“ zu dem lang diskutierten, heiß umstrittenen und eigentlich längst abgelehnten Kirchholztunnel – der Auentunnel, eine Idee übrigens von Max Aicher.

Am 23. November 2016 wird, wie aus dem Nichts, eine Pressekonferenz zur Ortsumfahrung Bad Reichenhall angesetzt. Hauptaugenmerk dabei liegt auf dem Vorschlag des Unternehmers Max Aicher. Ein vierspuriger Tunnel parallel zur Umgehungsstraße Bad Reichenhall, der Loferer-Straße. Beim Stauschwerpunkt Gablerknoten soll der Tunnel beginnen und bei der Kretabrücke enden. Der rund zwei Kilometer lange Tunnel führt entlang der Saalach – dem beauftragten Bauingenieur Martin Staller zufolge, wäre sogar eine Erweiterung bis zur Luitpold-Brücke denkbar.

Zum Zeitpunkt der Pressekonferenz zeigten sich die Planungen des Auentunnels bereits sehr konkret und weit fortgeschritten. Laut Experten dauert die Planung eines Tunnels dieser Größenordnung und Gegebenheiten vor Ort sechs Monate. Laut dem Unternehmer Max Aicher haben die Überlegungen und Planungen des Auentunnels erst begonnen, nachdem die Landesgartenschau zum ersten Mal im Stadtrat diskutiert worden ist:

 

Wie ein Insider der Bayernwelle verraten hat, laufen die Planung dafür jedoch schon „viele, viele Jahre“.

 

Warum bringt Max Aicher den Auentunnel ins Spiel?

Um das zu verstehen, müssen wir „viele, viele Jahre“ zurück springen – vermutlich ins Jahr 2011/2012.

Am 15. Februar 2012 hat Max Aicher eine neue Gesellschaft gegründet: die Max Aicher Poschberg Projekt GmbH. Das Ziel - unter anderem der Abbau und die Nutzung von wertvollem Dolomitgestein. Dolomitgestein ist in zerkleinerter Form wichtig für die Erzeugung von Stahl in sogenannten Hochöfen – das wiederum nützt natürlich den Stahlwerken von Max Aicher.

Und genau an diesem Punkt hat sich ein großes Problem ergeben: wie kann das Dolomitgestein vom Saalachsee, an dem der Steinbruch liegt, zu den Stahlwerken nach Hammerau transportiert werden?

Über die gängigen Verkehrswege ist das nicht möglich; zu viel LKW-Verkehr – da hat der Stadtrat immer wieder sein Veto eingelegt. Max Aicher ist deshalb auf der Suche nach alternativen Verkehrswegen.

Dazu hat er bereits im Oktober 2011, auch gemeinsam mit dem Ingenieurbüro Staller in Traunstein, erste Planungen für einen sogenannten Eisenbahntunnel vorgeschlagen. Diese Konzepte haben sich jedoch zerschlagen. Aber die Ideen eines Tunnels sind geblieben.

Im Jahr 2016 ist dann der Bundesverkehrswegeplan aktualisiert worden. In dem wiederum ist eine "rtsumfahrung Bad Reichenhall enthalten. Anfang Dezember 2016, nur einen Tag nach Max Aichers öffentlichen Informationsveranstaltung zum Auentunnel, ist die Umfahrung durch den Bundestag in den sogenannten „vordringlichen Bedarf“ gerückt worden. Auf welche Ortsumfahrung sich die Förderung des Bundes konkret bezieht, sprich auf einen ehemals diskutierten Kirchholztunnel oder eine anderweitige Alternative wie beispielsweise den Auentunnel, ist im Moment noch offen – möglich ist beides, sagt Max Aicher.

 

Das Staatliche Bauamt Traunstein, insbesondere der Leiter Sebald König, hat sich gegenüber des Reichenhaller Tagblatts zwar gegen den Auentunnel ausgesprochen – selbst das ist aber kein K.O., so Aicher im Bayernwelle-Interview.

 

Wie die Landesgartenschau Max Aicher nützen kann:

In puncto Verkehrsplanungen, neue Straßen, Tunnel, Kreuzung etc. sind die Dienstwege meist lang und beschwerlich. Großprojekte wie eine Landesgartenschau können langwierige Verfahren beschleunigen, finanzielle Förderungen bringen sowie Druck und Notwendigkeiten erhöhen (Bad Reichenhall: große Verkehrsproblematik insbesondere in Hinblick auf hohe Besucher- und Touristenzahlen), bestätigt die Geschäftsführerin der Gesellschaft zur Förderung bayerischer Landesgartenschauen Dagmar Voß:

 

Die Möglichkeit des Auentunnels und einer langfristigen Verkehrslösung, sowohl für die Stadt Bad Reichenhall, als auch für den Unternehmer Max Aicher, rückt somit wieder in greifbare Nähe.

 

Damit drängt sich die zentrale Frage um die Landesgartenschau und Max Aicher auf: dient die Landesgartenschau dem Unternehmer insbesondere für seine persönlichen Zwecke zum Abtransport des wertvollen Dolomitgesteins und der damit verbundenen langfristigen Sicherung seines Unternehmens?

 

Wir, das Recherche-Team, denken aufgrund dieser Indizienkette 'Ja'! Fakt ist: zum Stand der Dinge handelt der Stahlriese Max Aicher keinesfalls rechtswidrig; dass sein Unternehmergeist für ihn an erster Stelle steht, davon zeugt auch die Erfolgsgeschichte seiner Unternehmensgruppe.

Aufgrund dessen glauben wir fest an die Zusammenhänge der einzelnen Ereignisse, eingereichten Vorschläge und zeitlichen Abläufe und sehen uns darin immer wieder bestätigt. Unter anderem dadurch, dass der Auentunnel-Planer und Bauingenieur Martin Staller aus Traunstein auch an diesem Samstag bei der entscheidenden Sondersitzung des Stadtrates zur Abstimmung über die Bewerbung der Landesgartenschau 2022 in Bad Reichenhall im Publikum saß. Dazu kommt: die Chance wäre einfach viel zu gut, als dass sie sich ein Max Aicher entgehen lassen würde:

 

 

 

 

Recherche-Team:
Katja Ilnizki,
Angi Kwoczalla
und Markus Gollinger

 

 

 

 

 



Baulogo Maug Titan Klammer 165x135Baulogo Maug Titan Klammer 165x135
Logo Partner RupertusthermeLogo Partner Rupertustherme
Jobst Neu PartnerlogoJobst Neu Partnerlogo
Logo Partner Dummy24Logo Partner Dummy24
Logo Partner Dummy6Logo Partner Dummy6
Hagebauschneider 2022 PartnerlogoHagebauschneider 2022 Partnerlogo
    Cookie Einstellungen

    Wir setzen automatisiert nur technisch notwendige Cookies, deren Daten von uns nicht weitergegeben werden und ausschließlich zur Bereitstellung der Funktionalität dieser Seite dienen.

    Außerdem verwenden wir Cookies, die Ihr Verhalten beim Besuch der Webseiten messen, um das Interesse unserer Besucher besser kennen zu lernen. Wir erheben dabei nur pseudonyme Daten, eine Identifikation Ihrer Person erfolgt nicht.

    Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.